Von Liseth zur Trolltunga

Mittwoch, 25.7.18

Nach dem Ruhetag in Liseth nahm ich das nächste Ziel in Angriff: die Trolltunga, eine Felsformation in der Nähe von Odda. Ich aber nahm den Weg durch die Berge, drei Tage Fussmarsch in einem ständigen Auf und Ab.

Das Ziel des ersten Tages war die Hadlaskardhütte…war, denn ich stoppte für die erste Nacht in der Hedlohütte, nach 17 anstelle von 25 Kilometern. Ich fühlte mich schon am Morgen nicht zu 100% gut. Schon beim Rucksack packen bekam ich Schweissausbrüche und der erste Hügel konnte ich kaum bewältigen. Ich bekam keine Luft, der Puls bewegte sich auf hohem Niveau, nach einer ausgedehnten Mittagspause ging es ein wenig besser. Ein steiler Aufstieg forderte dann aber noch einmal alles von mir. Der Grund für die lange Etappe bis Hadlaskard war, dass ich dann am Folgetag eventuell den Hartigen besteigen wollte, ein ca. 300m hoher Tafelberg inmitten der Hardangervidda. Leider verpasste ich dann eine Abzweigung und lief über einen Kilometer in die falsche Richtung, Ich traf eine junge Französin, die mich auf meinen Irrtum aufmerksam machte. Ohne diesen Engel wäre ich wohl noch weiter falsch gelaufen. Als dann auf den letzten zwei Kilometern Richtung Hedlo der Pfad extrem felsig und schwierig wurde entschied ich rasch in Hedlo zu übernachten. Gab meinem Körper Ruhe und Erholung. Wohl klüger als mit dem Brecheisen weiter zu gehen.

Also keine Besteigung des Hartigen, dafür Ruhe und Erholung.

Donnerstag, 26.7.18

Am zweiten Tag ging via Hadlaskard weiter nach Torehytten. Gut dass ich am Vortag nur bis Hedlo ging. Ich hätte wahrscheinlich die 8.5km noch geschafft, aber heute morgen konnte ich es dann um so mehr geniessen. Wunderbares Wetter, schöner Pfad. So war ich recht schnell in Hadlaskard! Dort wurde mir gesagt, dass Torehytten im Moment ein wenig überrannt würde. Bei 24 Betten hatten sie am Vortag 52 Gäste. Wie ich dann ankam war alles halb so wild. Recht voll aber nicht überfüllt. Es waren dann letztendlich 14 zur Übernachtung in der Hütte, also nur halb voll.

Ich hatte beim wandern stets den Harteigen vor den Augen und doch war es klug diesen nicht zu besteigen. Auf dem Weg zur Hütte hatte es einige recht steile Stellen…. die schaffte ich zwar, ist aber kein Vergleich zu dem 300m auf den Harteigen hoch. So kam ich dann recht fit in der Hütte an. Wohl auch weil ich bewusst langsam anging. Es hat sicher auch damit zu tun, dass ich einige Zeit brauche um in den Wanderrhythmus zu kommen. Wandern-Essen-Schlafen und sich vor allem keine Sorgen im die Wanderung des Folgetags zu machen.

Die Hardangervidda gilt als grösste Hochebene Europas…..aber davon habe ich noch nicht viel gespürt! Es ging vor allem auf und abwärts!

Freitag, 27.7.18

Am dritten Tag ging es zur Tyssevasshütte. Die ersten 14km waren gewaltig. Ein See nach dam ändern, alle tiefblau. Der erste Anstieg ging bis auf 1500m. Felsige Partien wechselten sich mit Wiesen ab. Ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Gegen 3 Uhr wurde es dann arg warm und vor allem waren die letzten 5km sehr hügelig. Das sah man aber leider auf der Karte nicht da die Höhenkurven bei 20m Abstand dieses wellige Profil nur schlecht darstellen. Immer wieder Schneefelder, Blockfelder und generell sehr schwieriges Gelände. Ich war dann froh nach über 5 1/2 Stunden die Hütte erreicht zu haben. Die Tyssevasshütte liegt auf rund 1300m umgeben von vielen kleinen Seen. Gewaltige Aussicht!

Morgen steht die Trolltunga auf dem Programm. Der Wetterbericht ist leider nicht sehr gut, ich werde es dann wohl am frühen Morgen versuchen. Einige die hier waren sind noch los gelaufen und zelten dann. Auch eine Variante aber mir fehlt die Energie um heute noch weitere zwei Stunden durch schwieriges Gelände zu gehen. Die Hüttenwartin meinte dass es bei Sturm gefährlich werden könnte. Entscheid dann also am Samstagmorgen!!

Samstag, 28.7.18

Heute also zur Trolltunga! Start um 06:00 um den vielen Leuten zuvor zu kommen. Wunderbarer Weg ausser zwei arg schwierige Flussüberquerungen. Es ist schon so, ist der Trail besser als erwartet dann fliegt man dem Ziel entgegen und umgekehrt wie der Tag zuvor auf der letzten Stunde bewies.

Bei der Trolltunga recht wenig Leute. Ich musste um raus auf die Zunge zu gehen nur rund 10 Minuten warten, nicht eine Stunde wie ich schon gehört hatte. Traf dann noch einige Schweizer dort oben und einer davon machte dann auch einige Fotos.

Auf dem Rückweg war es recht windig und die Bewölkung nahm zu, am Abend begann es dann zu regnen. Heute war dann die Hütte bis auf den letzten Platz besetzt. Die Regeln besagen, dass wenn eine Hütte voll ist, alle die eine zweite Nacht bleiben ihr Bett den Neuankömmlingen übergeben müssen und selbst dann auf einer Matratze schlafen müssen. Stand 18:45 ist also voll, hoffentlich kommt keiner mehr!

Sonntag, 29. Juli 2018

In der Nacht hatte es stark geregnet. Das zeigte sich dann auf der Wanderung zur Litlos-Hütte. Eine richtige norwegische Wandermischung. Zu Beginn Blockfelder, felsige Abschnitte und auch Schneefelder. Dann Bäche, die durch den Regen angeschwollen waren. Ich konnte diese nur dank meiner sehr hohen Schuhen ohne diese ausziehen zu müssen queren. Dann kamen auch wieder sumpfige Abschnitte. Erstaunlich wie viel Wasser sich nach einigen Stunden Regen auf die Felder ergoss. Dann auch norwegisch….man sah die Hütte früh! Heute über eine Stunde bevor man diese dann letztendlich erreichte. Kurz vor der Hütte schaute ich noch mal auf mein GPS: 600m bis zum Ziel, also rund 10 Minuten. Letztes Jahr bei äusserst widrigen Verhältnissen: Regen und extremer Sump bedeuteten 600m eine halbe Stunde. Die Hütte hier gilt als „vollbedient“ also mit Nachtessen und Frühstück…. leider nur mit lauwarmem Wasser in der Dusche…egal, Hauptsache sauber!

Morgen soll es regnen… nun ja… ich kann das eh nicht ändern und geh dann halt bei schlechtem Wetter weiter.

Montag, 30. Juli 2018

Regen! Beim Aufstehen war der Himmel verhangen und kurz darauf startete ich bei leichtem Nieselregen. Kam gut voran. Unterwegs sah ich dann einen Mann sein Zelt aus dem Fluss fischen. Sein Kuppelzelt hatte sich beim Abbau selbständig gemacht und er konnte sein Zelt nur mit Mühe wieder aus dem Fluss holen. Kurz danach ging es recht steil nach oben… ein endloser Hügel. Auch der Abstieg zur Hellevassbu-Hütte war mühsam, extrem felsiger Weg. War dann schon kurz nach drei Uhr dort. Recht voll, die letzten 6 Gäste kamen dann gegen 8 Uhr. Glücklicherweise könnten wir alle dann hier unsere nassen Sachen trocknen. Es ist also alles für Morgen bereit!

Auch heute konnte ich die offizielle Wanderzeit locker unterbieten, obwohl ich das Gefühl habe nicht in sonderbar guter Form zu sein. So hatte ich heute 5h 10 anstelle von 6 Stunden und gestern 6 statt 7 Stunden. Heute bin ich zudem dan ganzen Tag in voller Regenmontur gelaufen, was ja auch noch einen verlangsamenden Effekt hat!

Dienstag, 31. Juli 2018

Heute ging es mit Regen weiter. Garstiges Wetter und 22km zu gehen. War gut laufen, die Gegend muss wunderbar sein, aber bei einer Sichtweite von 50m macht das nicht viel Spass. Dann hatte ich mich im dichten Nebel verlaufen….ohne GPS wäre ich wohl jetzt noch oben bei den Trollen. Es ging auch heute wieder über einige Hügel. Sanfte Steigungen von je 150-200m. Angenehm zu laufen. Heute ging ich langsam an und inklusive des Herumirrens benötigte ich die auf den Karten angegebenen 7 Stunden. Morgen gibt es einen Ruhetag bevor es weitergeht.

Auch heute ging es wieder über diverse Brücken.

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