04/17 Feintuning

In wenigen Wochen werde ich nach Norwegen aufbrechen und die Strecke von Kap Lindesnes zum Nordkapp unter die Füsse nehmen. Einer meiner „Mitstreiter“ ist schon unterwegs. Jonathan aus Dänemark, 17 Jahre alt und mit Siebenmeilenstiefeln unterwegs. Seine Tagesetappen bis anhin (die ersten 18 Tage) sind immer so zwischen 35 und 40km. Aber er hat vor allem in den letzten Tagen mit winterlichen Verhältnissen zu kämpfen. Zelten bei minus 15 Grad ist ja auch kein Vergnügen! Das ist wohl der Preis für den frühen Start.

Ich kämpfe derweil mit den letzten Feinheiten der geplanten Route. Die Route ist auf Googlemymaps lückenlos erfasst. Auf Norwegenkarten, die ich auf Sperrholzplatten aufgezogen habe, ist jede Übernachtung mit der dazugehörigen Route markiert. Jedes mal wenn ich davorstehe, wundere ich mich über das eine oder andere Eck, das sich auf der Karte präsentiert. Aber es ist wohl auch in Norwegen so: der Kürzeste Weg zwischen zwei Wegpunkten ist nicht immer eine Gerade. Es kommt noch dazu, dass der kürzeste Weg oft auch der gefährlichste Weg, resp. der Unangenehmste Weg sein kann. Aber wie mir schon Martin Kettler gesagt hat ist eine seriöse Planung notwendig, man wird dann sowieso einen anderen Weg gehen. Das wird sich zeigen. Es kommt vor allem im Süden auf die Wetterverhältnisse an. Weiter im Norden in Blafjell und Borgefjell hoffe ich auf die abgeschlossene Schneeschmelze. Mittlerweile kenne ich den Weg beinahe auswendig, so oft habe ich auf die Pins auf der Karte geschaut, so oft habe ich mich mit den einzelnen Übernachtungspunkten befasst. Die letzten Anpassungen für Übernachtungspunkte sind auf meinem Garmin-Gerät gespeichert. Finden sollte ich also allen Hütten und möglichen Zeltpunkte.

Die Gedanken kreisen ja mehr oder weniger Tag und Nacht um das bevorstehende Abenteuer. Werde ich es schaffen? Bin ich dafür nicht zu alt? Wie wird das Wetter? Stimmt meine Planung für das Essen? Fragen über Fragen.

Und letzte Woche einen ersten Test mit den neuen Lundhags Stiefeln/Schuhen. Aufstieg von beinahe 600m auf rund vier km Weg. Stellenweise ruppige Wege, ging aber super! Diese Stiefel sind sicher gewöhnungsbedürftig, ich habe aber ein gutes Gefühl. Der ultimative Test wird noch folgen: einen Bachdurchquerung a) bis zur Schafthöhe und b) darüber. Bin gespannt!

04/17 Boarding Completed

heisst es im Flieger wenn alle Passagiere eingestiegen sind und der Abflug stattfinden kann. Bei mir heisst es nun: Equipment completed!

Als letzte Gegenstände kamen das tolle Zelt Fjellheimen Superlight 2 Camp von Helsport , eine kleinerer und leichterer Kocher von Primus und als Luxus eine Arcteryx Regenjacke dazu. Ein erster Zelttest zeigte: Komfortable Platzverhältnisse, einfach aufzustellen, null Kondenswasser im Innenzelt und natürlich das extrem leichte Gewicht von nur 1700g. Eine Unterlage, also einen Footprint werde ich nicht mitnehmen. Weil: Ich kaufe ein Ultraleichtzelt und gebe dann noch mehr als einen Viertel des Gewichts für die Unterlage dazu. Wahnsinn! Beim ersten Test habe ich dann noch beschlossen eine neue grössere Isomatte zu nehmen. Die ist zwar 250g schwerer als die Vorhandene, aber komfortabler. Thermoskanne: nein, denn mit dem kleinen Kocher habe ich in wenigen Minuten heisses Wasser!

Aber alles vollständig: nicht ganz, denn ich hadere noch mit den Schuhen. Als Alternative zu meinen Lowa Tibet GTX bietet sich der Lundhags Professional an. Ein 30cm hoher Stiefel ohne Futter. Daher ideal im Sumpf und im Wasser. Socken kann man nach einer Bachüberquerung trockene anziehen. Gefütterte Schuhe trocken nicht so schnell. Ich habe diese Schuhe im Scandinavian Outdoor Shop in Bülach gesehen. Der Verkäufer dort – Cyril ein NPL-Finisher – gab dazu noch weitere wertvolle Tipps. Insbesondere riet er davon ab, Flüsse mit ungeschützten Füssen, auch nicht mit Sandalen zu durchwaten. Eventuell kommen noch neue, etwas robustere Treckinghosen dazu. Das schlägt sich alles auf das Rucksackgewicht nieder: Es gibt da zwei Betrachtungsweisen. Worst Case und best case: Worst case heisst: Warmes Wetter und die meisten Kleider im Rucksack, best Case bedeutet schlechtes, kaltes Wetter. Alles angezogen: Fleece, Regenhose Regenjacke, Hybridjacke. Auf diese Weise variiert das Gewicht zwischen 12.9 und 15.1kg. Ist an und für sich ideal, denn der schwere Rucksack ist am Anfang wenn es wärmer ist und ich nur für wenige Tage Essen mitnehmen muss. Weiter im Norden wenn ich dann wärmere Kleider anziehen werde, ist dann der Rucksack leichter. Damit wird sich das Gesamtgewicht mit dem Essen für bis zu 8 Tage auf max. 22-24kg einpendeln.

Die nächste Aktivität ist nun ein Testtrecking im Baselbieter Jura von mindestens 3 Tagen um die Ausrüstung und das Rucksackgewicht ausgiebig zu testen. Daneben auf jeden Fall regelmässige Trainingsmärsche.

Der erste NPL-Wanderer ist am 1. April in Kap Lindesnes gestartet. Ein 17-jähriger Norweger. Ich bin gespannt, welche Route er in der Hardangervidda nehmen wird und wie die Schneeverhältnisse sein werden. Ich erhoffe mir von seinen Facebook-Posts wertvolle Hinweise für meine Route.