Glückstag

Nach der zweiten Nacht in der Bjørnevasshütte war das Knie nicht besser geworden und so stand mein am Vorabend geplanter Entschluss endgültig fest: Abbruch, Bus nach Stavanger und versuchen Kjeragbolten doch noch zu erreichen. Es regnete am Morgen bis weit nach 9 Uhr stark, so hatte ich keine Lust mit ausgestrecktem Daumen im Regen zu stehen. Bald hellte es aber auch und ich stand an der Strasse. Erst mal 10 Minuten kein einziges Auto….in beide Richtungen!!!

Dann tauchte ein Fiat 500 auf und hielt an. Bildhübsche junge Frau! Sie kannte den Ort Flateland, wo meine Bushaltestelle war nicht. Aber sie meinte dass die Richtung wohl passe. Als ich ihr sagte, dass ich den Bus nach Stavanger wollte, da sagte sie: „ich fahre nach Stavanger“ Volltreffer. So Sparte ich Zeit und Geld und war kurz nach Mittag anstatt erst gegen 20 Uhr in Stavanger. Danke hier noch mal an den blonden Engel. Da ich ja viel Geld sparte- kein Busticket, gab ich ihr dann noch 200 Kronen als Benzingeld.

So bin ich nun in einem günstigen B&B in Stavanger und morgen geht es dann mit dem Boot nach Lysebotn.

Austheiane

Heute begann der zweite Teil der Wanderung. Die Wanderung im Süden hat drei Teile

1. Nord-Süd-Durchquerung der Hardangervidda inkl. Trolltunga

2. Austheiane-Region wo ich letztes Jahr sehr schlechte Verhältnisse hatte. Ich möchte die Region etwas trockener ein zweites mal erleben.

3. Lysefjord mit dem Kjeragbolten

Da das Wetter heute morgen schlecht war und der Wetterbericht nicht viel besser, entschied ich gegen eine Wanderung mit Zeltübernachtung und nahm stattdessen den Bus Richtung Hovden. Von dort aus waren es dann nur drei Stunden bis zur Tjørnbrotbu-Hütte. Sehr angenehm zu gehen wenn auch der letzte Hügel recht steil war. Die Gegend hat sich geändert, Wald und auch wieder nässere Abschnitte.

Da kamen dann viele Erinnerungen ans letzte Jahr. Dann kam ich in der Hütte an, welche voll war…ich bezog dann mit einem DNT-Mann die zweite Hütte . Er ist 75 und recht fit. Er ist mit einem roten Farbeiner unterwegs um Routen zu markieren. Wir teilten uns die Hütte und hatten interessante Diskussionen.

Der Entscheid nicht zu Zelten war weise, denn am nächsten Morgen regnete es. Dennoch machte ich mich auf den Weg Richtung Berdalsbu. Es regnete beim Start noch leicht aber der Regen hörte bald auf. Die erste Hälfte war einfach und ging -auch gemäss Karte zu einem recht grossen Fluss. Holländer die in der Hütte waren erzählten Schauergeschichten. Viel Wasser, man müsse die Schuhe ausziehe und mehr. Aber der Fluss stellte sich als harmlos heraus. Ich bin sicher, dass auch am Vortag eine Querung problemlos möglich gewesen wäre, wenn auch etwas flussaufwärts. Einmal mehr: glaube nur, was du mit eigenen Augen gesehen hast.

Der zweite Teil bis zur Hütte war happig. Glitschige Felsen, sumpfige Wege, ruppige Aufstiege und zum Schluss ein Abstieg der sehr mühsam war. Die 12.5km wäre dann in genau vier Stunden geschafft.

In der Berdalsbu-Hütte war es dann dank des Holzofens schnell kuschelig warm. Ich hatte dort ja einen Ruhetag. Auch hier wieder interessante Leute. Ein Östereicher mit seinen vier Kindern auf Wanderung in der Austheiene-Region. Das volle Programm von Süd bis Nord. So wie ich es plane…,in umgekehrter Richtung. In der zweiten Nacht wurde es voll. Wir waren insgesamt 18 Personen, bei 18 Betten also ausgebucht. Drei Norweger, die wie ich eine zweite Nacht bleiben wollten stiegen dann die 6km ins Tal ab.

Die Berdalsbu-Hütte

Der folgende Tag begann dann mit einem happigen Aufstieg. Von 950 auf 1400m. Sehr steil und der folgende Abstieg ebenso. Hier ein Bild vom Abstieg durch ein Blockfeld.

Ein weiterer steiler Aufstieg folgt und von dort an ging es dann nur noch abwärts. Steinige Pfade… bei 600m Abstiegs eine mühsame Sache. Leider begann mein Knie immer mehr zu schmerzen und wie ich in der Bjørnevasshütte ankam konnte ich kaum mehr gehen. Aber auch ohne Knieschmerzen, die ja erst am Ende kamen. Eine harte Etappe. So überrascht es kaum dass ich für die 14.5km 5h30 brauchte, also nur wenig mehr als 2.6km pro Stunde.

Leider half auch Voltaren-Gel meinem Knie nicht und so bleibe ich mal einen weiteren Tag hier. Ist möglich, gäbe genügend Reservetage….falls ich überhaupt weitergehen kann. Zudem regnet es heute und die Aussichten für die nächsten Tage sind schlecht. Noch mehr Regen. Die Hütte hier ist die einzige Hütte auf der ganzen Tour die keine Lebensmittelvorräte hat. Aber halb so schlimm, ich habe genügend zu essen für drei weitere Tage. Morgen werde ich dann entscheiden wie es weiter geht. Wenn ich fortfahren will, dann muss das Knie ok sein, denn bin ich mal unterwegs kann ich nur noch schlecht abbrechen, da die Hütten weit weg von den Strassen und Bussen sind….mind zwei Tagesmärsche. Hier käme ich recht gut weg. 12km zur nächsten Bushaltestelle – da kann ich auch trampen. Von dort käme ich dann recht schnell Richtung Stavanger.

Aber nun erst mal abwarten!